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Der «smarte» Audiorecorder – vernetze dein Aufnahmegerät

Ich propagiere hier immer wieder das Smartphone als All-Inclusive-Audio-Produktionsmaschine.

Ich sage aber auch, das Smartphone sei bloss «good enough». Ein Kompromiss halt. Wer zum Beispiel Wert legt auf perfekte Soundqualität, wird sein bisheriges Equipment weiter nutzen wollen. Viele wollen auch nicht Telefonie, E-Mail, Social Media, Recorder, Kamera, Schnitt und weitere Funktionen auf einem einzigen Gerät vereinen. 

Ich nutze den Audio-Recorder Sony PCM D-100. Ein toller Recorder, der schöne Stereoaufnahmen macht. Wer ein dynamisches Reporter-Mikrofon für Interviews nutzt, kann mit dem D-100 rauscharm aufnehmen. Der Nachteil: Dieser Recorder ist wie (fast) alle Aufnahmegeräte nicht «smart» – sprich nicht vernetzt. Ich brauche zusätzlich ein Kabel und einen Computer mit Netzzugang, damit ich unterwegs die Aufnahmen bearbeiten und hochladen kann.

Jetzt nicht mehr: Ich habe mir eine WLAN-fähige SD-Flashcard von Toshiba (FlashAir W-04) gekauft. Und siehe da: Mein Audiorecorder ist plötzlich ein Hotspot. 

Die Flashcard baut lokal ein WLAN-Netz auf. Mit meinem Smartphone (oder auch mit einem Tablet) kann ich über die FlashAir-App direkt auf die Flashcard zugreifen, die Aufnahmen auf mein Smartphone übertragen und mit meinen Lieblings-Apps bearbeiten (Twistedwave, Ferrite). Mit der SRG Reporter App (Luci Live, ARD Mupro) kann ich die Aufnahmen gleich ins Redaktionssystem einspeisen. (Und mit Wizibel gleich noch ein Audiogramm produzieren.)

Achtung: 

  • Viele kleinere Audio-Recorder brauchen Micro-SD-Cards. Hier funktioniert diese Lösung nicht.
  • Die Flashcard zieht Strom vom Recorder. Ich habe noch keine Erfahrungswerte, wie stark der Verbrauch ist. Man kann aber die Karte so einstellen, dass sich die WLAN-Funktion nach fünf, zehn oder 30 Minuten automatisch ausschaltet.

Es gibt WLAN-Flashcards auch von anderen Anbietern (Transend, Eyefi), sogar als Adapter-Lösung. Ob man mit diesen Flashcards Audio-Dateien aufs Smartphone übertragen kann, bleibt auszuprobieren. 

Die FlashAir-App von Toshiba gibt es ebenfalls für Android. Android-Gerätebesitzer sind hier also nicht ausgeschlossen. (Mein Billig-Android macht aber Probleme. Siehe Update unten.)

Ein paar Tipps, die den schnellen Start erleichtern: 

  • In den Einstellungen in der FlashAir-App die Option «Öffnen in» aktivieren. Sonst lassen sich die Aufnahmen nur per Email teilen – was ein Ding der Unmöglichkeit ist bei schweren Stereo-Wav-Dateien. 
  • Zu Beginn hatte ich Mühe, auf die Flashcard zuzugreifen. Das WLAN verschwand nach einer (gefühlten) Minute wieder. Lösung: In den FlashAir-Karteneinstellungen in der App die Zeitüberschreitung auf 10 Minuten verlängern. Und: Ich habe der Flashcard einen neuen Netzwerk-Namen und ein neues Passwort geschenkt. Von da an hatte ich keine Probleme mehr, mich einzuloggen. 
  • Es kann sein, dass sich das Smartphone schnell wieder aus dem WLAN der Flashcard verabschiedet. Das liegt wahrscheinlich an einem anderen Netzwerk mit einem stärkeren Signal, in welches man sich sonst immer einwählt. Lösung: Raus gehen oder das automatische Einloggen deaktivieren («Dieses Netzwerk ignorieren»). 

Disclaimer: Auf die Idee brachte mich die neue iXm-Uplink-App von Yellowtec. Yellowtec stellt die teuren iXm-Recorder-Mikrofone her («Flashmic»), die bei vielen Sendern im Einsatz sind. 

  1. Update:
    WLAN-Probleme: Mein Sony hat zeitweise immer noch Mühe, das WLAN länger als eine Minute aufrecht zu erhalten. Ich erkläre mit das so: Der Sony-Recorder setzt die Karte nur unter Strom, wenn er aktiv darauf zugreift. Das heisst, in einer Ruhephase (kein Schreiben, kein Lesen) kommt keine oder zu wenig Spannung auf die Karte – dann kann die Karte auch kein Netz aufbauen. Was immer hilft: Karte kurz rausdrücken und wieder reinschieben. Dann ist das Netz wieder da. Ich habe die Karte auch noch mit einem Zoom H2N getestet. Da funktioniert alles wunderbar, keine WLAN-Abbrüche wie mit dem Sony. Wahrscheinlich setzt der Zoom die Karte konstant unter Strom.

    Energieverbrauch: Ich habe den (gefühlten) Eindruck, die Batterien sind spürbar schneller leer. Genaueres kann ich noch nicht sagen.

    Android: Ich wollte testen, ob die FlashAir-Karte auch mit Android-Geräten kommuniziert. Zum Einsatz kam mein Billiggerät Wiko Lenny 3. Die FlashAir-App konnte ich installieren. Der Lenny erkannte auch das WLAN, und ich konnte mich einloggen. Aber: Die App konnte die Karte nicht erkennen (Fehlermeldung: Kein FlashAir-Gerät zu finden). Via Browser ging es hingegen. Dieser zeigte mit aber nicht alle Audiofiles auf der Karte an. Eigenartig. Machen Android-Besitzer ähnliche Erfahrungen?

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